One-Pager-Websites bringen viele Nachteile mit sich.

One-Pager-Websites können zwar design-technisch eine interessante Lösung für einen Internetauftritt sein. Für Microsites oder thematisch einseitige Websites können sie auch Sinn machen. Was die Benutzerfreundlichkeit und das Google-Ranking angeht, performen One-Pager aber schlechter als klassische Internetauftritte mit verschiedenen Seiten und einem entsprechenden hierarchischen Aufbau.

Um die Nachteile von One-Pager-Websites zu verstehen, muss man einige Faktoren über Benutzerfreundlichkeit und Google-Ranking anschauen.

Website-Geschwindigkeit

Ein wichtiger Faktor für das Ranking bei Google, für das Benutzererlebnis und somit die Usability einer Website ist die Website-Geschwindigkeit. Weil bei One-Pager-Websites alle Informationen, Bilder, Formulare und Inhalte eines Internetauftritts über eine einzige URL abgerufen und geladen werden, sind die Ladezeiten solcher Seiten schlechter, als diejenige von klassischen Websites mit Landingpages für jedes Thema, jedes Produkt oder Dienstleistung. Es gibt zwar Möglichkeiten, One-Pager technisch so umzusetzen, dass die Ladezeit keine Probleme bereitet, bei den meisten von uns beobachteten Fällen wurde das aber nicht gemacht. Amazon hatte nachgewiesen, dass eine 1/10 Sekunde längere Ladezeit 1 % Umsatz kostet. Gleichzeitig ist die Ladezeit entscheidend für das Ranking bei Google. Zwei gewichtige Argumente darauf zu achten.

Scroll-Bereitschaft

Bei einer One-Pager-Website muss je nach gesuchter Information sehr viel gescrollt werden. Zum Beispiel muss auf der Website links bis ans Ende gescrollt werden, um herauszufinden, in welchem Ort das Unternehmen zu Hause ist. Wenn man bedenkt, dass bis zu 77 % der Internetnutzer nicht scrollen, wird klar, dass man durch eine One-Pager-Website viele potentielle Kunden verliert. Die Scroll-Bereitschaft hat zwar zugenommen, wird aber gemäss aktuellen Studien häufig überschätzt. Wir stellen das auch immer wieder fest, wenn wir Google Analytics für One-Pager einrichten, wobei wir jeweils auch das Scrollverhalten messen. Hier ein typisches Beispiel eines modern gestalteten One-Pagers (Daten März 2016):

  • above the fold (kein scrollen): 20’908
  • 25 % des Inhaltes gesehen: 5’108 Besucher
  • 50 % des Inhaltes gesehen: 4’155 Besucher
  • 75 % des Inhaltes gesehen: 3’583 Besucher
  • 100% des Inhaltes gesehen: 2’720 Besucher

Letztendlich ist es jeweils nur eine Minderheit, welche die unteren Bereiche erreicht. Wer das nicht glaubt, kann das gerne über Google Analytics am eigenen One-Pager nachvollziehbar machen (bei Fragen zur Google Analytics Einrichtung melden Sie sich bei uns).

Mehr Informationen zur Scroll-Bereitschaft von Internetznutzern finden Sie in den folgenden Artikeln:

One-Pager schaden der Benutzerfreundlichkeit

Neben längeren Ladezeiten treffen wir bei den meisten One-Pagern Probleme mit der Benutzerfreundlichkeit einer Website, vor allem bei Personen die sich für ein spezifischen Thema interessieren. Wenn potenzielle Kunden auf einer Website nicht innerhalb weniger Sekunden das finden, wonach sie gesucht haben oder zumindest nicht erkennen können, dass sie am richtigen Ort sind, klicken sie weg und besuchen die Seite eines Mitbewerbers.

Wenn Sie z.B. einen Gummibaum kaufen möchten, bei Google eine entsprechende Suchanfrage machen und so auf das organische Suchresultat einer Gärtnerei klicken, deren Internetauftritt ein One-Pager ist, dann erscheint eine Seite, auf der ganz oben Bilder und Botschaften über die Gärtnerei zu sehen sind, aber kein Gummibaum (aus diesem Grund werden One-Pager bei Google auch schlechter gefunden, s. unten). Die Informationen zum Gummibaum könnten Sie erst lesen, wenn Sie runterscrollen und ihn dann (vielleicht) irgendwo finden. Dadurch haben Sie ein schlechtes Benutzererlebnis, Sie klicken zurück und besuchen die Website eines Anbieters, wo Sie sofort ganz oben im Hauptinhalt der Gummibaum-Seite alle wichtigen Infos haben und mit dem Bestellbutton den Kauf tätigen können.

SEO: One-Pager schaden dem Google-Ranking

Und die Website-Geschwindigkeit hat nicht nur einen Einfluss auf das Benutzererlebnis, sondern sie gewinnt auch als Ranking-Faktor bei Suchmaschinen wie Google immer mehr an Bedeutung. Der Grund dafür ist einfach: Google will seinen Nutzern nicht nur Seiten mit möglichst relevantem Inhalt anzeigen, sondern auch solche, deren Benutzerfreundlichkeit und darum auch die Ladezeit möglichst gut sind.

Google reagiert sehr stark auf Links. Doch wer setzt einen Link auf einen Teilbereich einer Seite? Die Wahrscheinlichkeit, einen Link für den Gummibaum zu erhalten, ist bei einem One-Pager massiv geringer als bei einer Landingpage mit Inhalt nur zu diesem Thema.

Ein weiteres Gesetz der Suchmaschinenoptimierung ist, dass Google Inhalt, der weiter oben auf einer Seite steht, mehr Beachtung und Relevanz beimisst, als Inhalt, der weiter unten steht. Und Begriffe, die als Haupttitel einer Seite definiert sind, machen diese Seiten zusätzlich relevant für die entsprechenden Suchbegriffe und Suchanfragen. Beim Gärtnerei-One-Pager ist der Haupttitel also z.B. „Gärtnerei für Zier- und Gartenpflanzen“ und „Gummibaum“ ist nur ein Untertitel, der erst nach einigem Scrollen zu sehen ist. Somit ist es viel unwahrscheinlicher, dass dieser One-Pager ein gutes Google-Ranking für “gummibaum” erreicht, als die Gummibaum-Landingpage eines klassischen Internetauftritts, wo der Haupttitel „Gummibaum“ ist und der komplette Inhalt eine hohe Relevanz zum Thema Gummibaum aufweist. Dass Gummibaum ziemlich sicher nicht im Title-Tag vorkommt, auf den Google besonders achtet, ist auch nicht hilfreich.

One-Pager und AdWords

Auch für die gezielte Werbung mit AdWords-Anzeigen bei Google sind One-Pager nicht empfehlenswert. Einerseits erhöht die längere Ladezeit die Kosten für die Anzeigen. Andererseits: Wenn die Gärtnerei eine AdWords-Anzeige für den Gummibaum schaltet, muss sie als Ziel-Link einen sogenannten Anker-Link verwenden, damit potenzielle Gummibaum-Käufer nicht ganz oben auf der Seite landen, sondern direkt zum Abschnitt über den Gummibaum gelangen. Solche Anker-Links führen bei der AdWords-Einrichtung zu Problemen, weil sie einzelne Einstellungen bei AdWords verunmöglichen und je nach Einrichtung gar nicht richtig funktionieren.

Webdesign und SEO

Viele der erwähnten Probleme lassen sich auch bei einem One-Pager lösen aber wir haben bisher noch keinen One-Pager gefunden, der nicht Positionen verloren hat und ein schlechteres Ranking hatte, als es ihm zusteht. Stehen Sie kurz vor einem Redesign und überlegen sich, eine One-Pager-Website zu machen? Klären Sie vorher ab, was das für Konsequenzen für bestehende Google-Positionen hat und ob es ratsam ist, beim klassischem Design einer Website zu bleiben (siehe auch SEO Migration: Sichern der Positionen).

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Kontaktieren Sie Beat Z’graggen, SEO-Experte der ersten Stunde. Er ist seit über 30 Jahren im Marketing tätig, die Hälfte davon im Online-Marketing.

28.06.2016

3 responses to “One-Pager-Websites: Probleme für SEO, Usability und AdWords”

  1. Aligator says:

    Toller Artikel. War mir gar nicht so bewusst!

  2. Aligator says:

    Toller Artikel. War mir gar nicht so bewusst!

  3. Aligator says:

    Toller Artikel. War mir gar nicht so bewusst!